Gehirnwäsche (englisch brainwashing, auch Mind Control, „Bewusstseinskontrolle“) ist ein Konzept zu psychologischer Manipulation. Dabei wird mit Taktiken der mentalen Umprogrammierung das Selbstvertrauen und die eigene Urteilskraft der Zielperson angegriffen, um deren Grundeinstellungen und Realitätswahrnehmungen zu destabilisieren und anschließend durch neue Einstellungen zu ersetzen. Ältere Gehirnwäsche-Methoden versuchten, den psychischen Widerstand mit körperlicher Gewalt zu brechen. Theorien der Gehirnwäsche entstanden zunächst im Zusammenhang mit totalitären Staaten. Später wurde auch religiösen Gruppen (Sekten) vorgeworfen, Gehirnwäsche zu praktizieren. 1975 schloss die UNO in ihrer Erklärung über den Schutz aller Personen vor Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (Nr. 3452, 9. Dezember 1975) die Methode der Gehirnwäsche mittels manipulativer Psychotechniken ein.
Die amerikanische Psychologieprofessorin Margaret Singer beschreibt Gehirnwäsche als eine sich in sechs Schritten vollziehende nicht sichtbare soziale Anpassung: Die zu manipulierende Person werde dabei in Unkenntnis gelassen über das Geschehen und ihre eigene Veränderung, ihre Umgebung und vor allem ihre Zeit werde strikt kontrolliert, in ihr werde ein Gefühl von Machtlosigkeit erzeugt, ein System von Belohnung und Strafe werde installiert, in dem Verhaltensweisen, die an die frühere Identität der zu manipulierenden Person erinnern, unterdrückt werden; schließlich werde ein in sich geschlossenes logisches System und eine autoritäre Machtstruktur installiert, die kein Feedback und keine Änderung ohne Zustimmung oder Anordnung der Führung zulässt.[7]
Laut Hubert Michael Mader von der Landesverteidigungsakademie des österreichischen Bundesheeres wird Gehirnwäsche bzw. mentale Umprogrammierung nuanciert, mit sorgfältig aufeinander abgestimmten Programmen, schleichend und subtil durchgeführt, damit die Betroffenen nicht bemerken, wie sie schrittweise gefügig gemacht werden und bei ihnen bestimmte Verhaltensweisen fremdgesteuert ausgelöst werden. Die Betroffenen sollen nicht erkennen, wie ihr Verhalten in die beabsichtigte Richtung gelenkt wird, indem soziale und psychologische Faktoren durch direkte oder unterschwellige Beeinflussung geschickt manipuliert werden. Gewaltanwendung sei dabei nicht zwingend erforderlich. Heutige Psychogruppen und Sekten würden zur Manipulation ihrer Adressaten auf jahrzehntelang erforschte und entwickelte Psychotechniken zurückgreifen, um ihre Manipulationsprogramme zu perfektionieren. Methoden zur Verhaltensänderung durch mentale Umprogrammierung würden jede Form der Kritik unterdrücken. Sie seien durch die Diffamierung von Kritikern gekennzeichnet. In Ermangelung sachlicher Argumente behaupteten die Protagonisten diverser Psychogruppen, Kritiker hätten grundsätzlich nie recht. Dabei würden sie oft mit Unterstellungen arbeiten: Indem sie ihren Kritikern persönliche Rachemotive oder menschliche Schwäche andichteten, werde versucht, sie unglaubwürdig zu machen. Die Argumentationsmuster rechtsextremer Kreise, die der Verbreitung ihrer „Wahrheit“ dienen, seien durch latente Verbalattacken und Aggressivität geprägt, bei militanten Gruppen finde sich auch offene Gewaltbereitschaft.[8]
Quelle: Seite „Gehirnwäsche“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. August 2023, 13:09 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gehirnw%C3%A4sche&oldid=236350465 (Abgerufen: 28. August 2023, 22:27 UTC)